von Dr. med. Florian Wenk, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Manuelle Medizin / Chirotherapie, Physikalische Therapie und Balneologie, Röntgendiagnostik Skelett

Sowohl bei Breiten- als auch bei Leistungssportlern sollte er selbstverständlich sein: Der tagtägliche verantwortungsvolle Umgang mit dem Bewegungsapparat. Dies trifft für die notwendige Vor- und Nachbereitung von Trainingseinheiten oder Wettkämpfen zu, Ruhetage sollten eine regenerative Funktion erfüllen, und im täglichen Training lohnt sich das kritische Hinterfragen aller Trainingsinhalte bezüglich ihrer zielorientierten Sinnhaftigkeit.

Wenn eingangs des Winters ein vermehrtes Interesse dem allgemein-athletischen Training gilt, wird der Sportler mit offenbar von Jahr zu Jahr zunehmenden sogenannten funktionellen Trainingseinheiten konfrontiert, die – teils auf den ersten Blick, teils erst nach genauerem Hinsehen – einer tieferen Sinnhaftigkeit entbehren und den Bewegungsapparat keineswegs verantwortungsvoll respektieren.

Insbesondere müssen hier die in jüngster Zeit immer mehr in den Fokus rückenden Trainingseinheiten mit Gewichten und langen Hebeln genannt werden, die in vielen Fällen die beim Sportler in der Regel sowieso schon in erhöhtem Tonus befindlichen Muskelgruppen auf das Äußerste fehlbelasten. Meist findet eine Motivation zu solchem “dysfunctional nonsense” im Netz über Schulungsvideos mit oft insuffizienter Korrektur der Übungsausführung durch den Fitness-Instruktor und mit absehbarer Fehl- und Überbelastung verletzlicher Strukturen statt.

Im fundierten (myofaszialen) funktionellen Training dagegen wird auf die wissenschaftliche Grundlage der anatomischen, strukturellen Gegebenheiten von Muskelgewebe und Faszien Rücksicht genommen (vgl. die Arbeiten von Vesal, Paoletti, Myers und Schleip). Unter Beachtung der funktionellen Zusammenhänge wird auf die von Voijta, Brügger, Janda, Travell/Travell/Simons und Sachse erforschten neurophysiologischen Grundlagen der Muskelaktivierung und -koordination zurückgegriffen.

Nur bei profunder Kenntnis dieser Zusammenhänge können dem Sportler verantwortungsvolle funktionelle Trainings- und Behandlungsoptionen angeboten werden, die die Verletzlichkeit des Bewegungsapparats respektieren und keine Gefahr der schmerzhaften Chronifizierung von Beschwerden bis hin zu Trainingsausfall oder gar Sportpause bieten.

SUMMARY: Often so called “dysfunctional nonsense” is noticed in insufficiently supervised weight training exercises, especially using long anatomical levers, which are well-known to trigger an (i.e. dysfunctional) overuse of (in athletes of all levels regularly pre-existing) mainly hypertonic muscle groups. This means no respect for the athlete and his/her locomotor system and thus is a sign of a lack of knowledge regarding the structural myofascial conditions (cf. research of Vesalius, Paoletti, Myers and Schleip) as well as functional and neurophysiological principles of muscle activation and coordination (cf. research of Voijta, Brügger, Janda, Travell/Travell/Simons and Sachse). Dysfunctional, insufficiently supervised exercises by obviously poorly educated fitness instructors do not respect the complex functionality of the locomotor system and are responsible for pain chronification as well as a potential reduction of training load due to their painful triggering of a severe dysfunction.