In dieser fünfteiligen Artikelserie stelle ich Ihnen grundlegende Überlegungen zur funktionellen Schmerztherapie des Bewegungssystems dar. Funktionell bedeutet in diesem Zusammenhang, das zum einen Schmerzen, verursacht durch Funktionsstörungen der zentralmotorischen Steuerung, angegangen werden, das wir aber auch einen neuro-logischen, holistischen Ansatz zur nachhaltigen Beseitigung der Schmerzen wählen.
In diesem vierten Teil geht es ganz um das Screening posturaler Dysfunktionen.
Screening der posturalen Stabilisierung
Die Screeningverfahren dienen der Bewertung der postural stabilisierenden Funktion des ZNS. Dies geschieht durch die Provokation zentralmotorischer Steuerungsprogramme zu einer erhöhten stabilisierenden Arbeit unter zunehmend schwierigeren Bedingungen. Diese Art der Diagnostik im Bewegungssystem beurteilt die Qualität der Einstellung der Fixpunkte und somit die Intensität einer möglichen posturalen Dysfunktion während standardisierter Provokationstests.
Störungen der motorischen Kybernetik lassen sich mit Hilfe des Posturomed® (Haider Bioswing GmbH, Pullenreuth) und dem Propriomed® (Haider Bioswing GmbH, Pullenreuth) erheben.
Provokationstest auf dem Posturomed®
Die Patienten werden dazu aufgefordert, auf dem Posturomed® standardisierte Körperschwerpunktverlagerungen auszuführen. Dies geschieht durch festgelegte Schrittfolgen, gefolgt von einem definierten Einbeinstand auf der Therapiefläche [vgl. 11; vgl. 13]. Dabei beobachtet der Therapeut das Verhalten des Rumpfes und die Schwankungen der Becken- und Schultergürtelregion. Bei einer guten segmentalen Stabilisation (segmentale Koordination) bleiben die Schlüsselregionen Kopf, Becken- und Schultergürtel und damit der Rumpf als Fixpunkt der Extremitäten ruhig. Bei einer posturalen Dysfunktion zeigen die Schlüsselregionen deutliche Schwankungen. Dieser posturale Provokationstest zeigt eine hohe Korrelation mit den subjektiven Beschwerden der Patienten i.S. funktioneller Schmerzen [8].
Provokationstest mit dem Propriomed®
Mit dem Schwingstab Propriomed® testen wir die Stabilisierung im Schultergürtel und Rumpf. Der Übende muss eine vorgeschriebene Amplitude der Schwingungen mit einer bestimmten Frequenz eine definierte Zeit halten. Dabei werden bei einer Instabilität des Bewegungsverhaltens Schwankungen in den Schlüsselregionen sichtbar. Im Schultergürtelbereich zeigt sich in diesem Test eine mangelnde posturale Stabilisierung der Scapula besonders deutlich.
Geräteunabhägige Screeningverfahren
Als geräteunabhägige Screeningverfahren posturaler Dysfunktionen eignen sich die Beurteilung der Gürtelregionen im Vorwärts- und Rückwärtsgang, das spezielle Hüpfen mit Rotation auf der Stelle, manuelle Impulse des Therapeuten gegen die Gürtelregionen des stehenden Patienten, die Beurteilung des Einbeinstandes und das Anheben der Arme über den Kopf in verschiedenen Ebenen zur Beurteilung der motorischen Stabilisierung der Scapula und des Schultergürtels.
Bei Säuglingen eignen sich die Lagereaktionen nach Vojta als Screeningverfahren posturaler Dysfunktionen [5] [28].
Und in Teil 5: Therapie und Fazit für die Praxis!
Hier finden Sie die Literaturangaben zu der kompletten Artikelserie.