Mit Sicherheit haben Sie schon einmal den Terminus „Sensomotorik“ gehört oder gelesen.

Nun ja, wenn man sich in einem therapeutischen Umfeld bewegt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, mit der Sensomotorik konfrontiert zu werden.

Nur – was ist Sensomotorik?

Genau darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Sensomotorik setzt sich aus den beiden Begriffen „Sensorik“ und „Motorik“ zusammen.

Unter Sensorik ist in unserem Kontext die Gesamtheit der für die Motorik relevanten Sinnesaufnahmen bis zur -verarbeitung in einem Individuum zu verstehen. Sie beinhaltet alle motorisch relevanten Sinnesqualitäten.

Motorik ist in unserem Kontext die individuelle Bewegung im weitesten Sinne, also nicht nur die skelettale, sondern z.B. auch die Eigenbewegung anderer Organsysteme.

Das Grundprinzip der Sensomotorik bei Lebewesen besteht in der Aufnahme von internen und externen Informationen durch die Rezeptoren, der Weiterleitung und zentralen Verarbeitung und Kontrolle dieser Informationen und der Ansteuerung der Muskulatur auf der Grundlage dieser Verarbeitungsprozesse.

Sensomotorik

Die Sensomotorik beschreibt damit das gesamte Zusammenspiel aller sensorischen und aller motorischen Leistungen.

Diese Definition ist sehr umfassend und allgemein, wird damit dem komplexen sensomotorischen System gerecht, bezieht sich zunächst auf alle menschlichen Bewegungen und ermöglicht kaum Fehlinterpretationen. Damit sind in dem Terminus Sensomotorik alle Sinnessysteme implementiert und verhindern eine Gleichstellung. So unterliegt beispielsweise die Propriozeption der Sensomotorik und kann nicht mit ihr Synonym verwendet werden (z.B. sensomotorisches Training vs. propriozeptives Training). Zusätzlich ist mit Sensomotorik auch die statische und dynamische posturale Kontrolle, also das posturale System erfasst. Damit ist das posturale Training ebenso wie beispielsweise das propriozeptive Training ein Teil des sensomotorischen Trainings.

Im Rahmen der Sensomotorik unterscheiden wir zwei Formen (vgl. Laube 2009):

Die Stützsensomotorik („posture“) und die Zielsensomotorik („phasis“).

Die Stützsensomotorik umfasst alle sensomotorischen Komponenten, mit denen Körperhaltung, Körperstellung und Körpergleichgewicht gewährleistet werden.

Die Zielsensomotorik umfasst alle sensomotorischen Komponenten, die der Zielstellung der Bewegungshandlung dienen.

Beide Dimensionen der Sensomotorik kommen nie alleine vor, sie sind untrennbar miteinander verknüpft und laufen bei einem gesunden Menschen scheinbar mühelos und fließend ab. Die Unterscheidung in Stütz- und Zielsensomotorik hat didaktischen Charakter, um der Komplexität der sensomotorischen Anforderungen gerecht zu werden.

Kommt es zu Funktionsstörungen oder gar Strukturänderungen im sensomotorischen System, so sind die Stütz- als auch die Zielsensomotorik gestört!

Literatur

Bruhn, S. (2009) Sensomotorisches Training – Propriozeptives Training. Band 1, Sportverlag Strauß, Köln.

Kandel, E. et al. (1996) Neurowissenschaften. Spektrum, Heidelberg.

Laube, W. (Hrsg.) (2009) Sensomotorisches System. Thieme, Stuttgart.